#1 Installiere die Programme

Diese Anleitung beruht auf freier Software, sie ist transparent und jeder darf sie vervielfältigen oder eine eigene Version produzieren. Das macht es schwieriger für Überwachung als unfreie Software (wie Windows). Lerne mehr über freie Software auf fsf.org.

Das einzige was du benötigst ist ein Computer mit einem Internetanschluss, ein E-Mail-Konto und etwa eine halbe Stunde. Du kannst dein existierendes E-Mail-Account hierfür verwenden ohne Nebenwirkungen.

Auf den meisten GNU/Linux-Systemen ist GnuPG bereits installiert, also musst du es nicht herunterladen. Bevor du GnuPG konfigurierst, brauchst du ein E-Mail-Programm. Bei den meisten GNU/Linux distributionen kann man eine Version des Programms Thunderbird installieren. E-Mail-Programme sind eine andere Art auf E-Mails zuzugreifen, die ähnlich wie Webmail funktioniert, aber wesentlich mehr Funktionen besitzt.

Wenn du bereits eines hast, dann gehe zum Schritt 1.b.

Schritt 1.a Konfiguriere dein E-Mail-Account (wenn es nicht schon getan wurde).

Öffne dein E-Mail -Programm und folge dem Assistenten.

Probleme?

Was ist ein Assistent?
Ein Assistent besteht aus mehreren Fenstern, die erscheinen und es einfach machen etwas am Computer zu verändern, wie ein Programm zu installieren.
Mein E-Mail-Programm kann keine E-Mails empfangen.
Frage erst andere Leute die dein System benutzen, suche dann im Internet.

Schritt 1.bInstalliere das Enigmail-Plugin für dein E-Mail-Programm

In dem Menü von deinen Programm, klicke auf Add-ons (es könnte auch im Untermenü "Werkzeuge" sein). Vergewissere dich, dass " Erweiterungen" links ausgewählt wurde. Kannst du Enigmail sehen? Wenn ja, dann überspringe diesen Schritt.

Wenn nicht, suche "Enigmail" mit Hilfe der Suchleiste. Installiere es. Starte dein E-Mail-Programm anschließend neu.

Probleme?

Ich kann das Menü nicht finden.
In vielen neuen E-Mail-Programmen wird das Hauptmenü durch drei horizontale Balken dargestellt.

#2 Erstelle deine Schlüssel

Um GnuPG zu verwenden, benötigt man einen öffentlichen und einen privaten Schlüssel (beide bilden ein Schlüsselpaar). Jeder Schlüssel ist eine sehr große Zahl und ist einzigartig. Beide Schlüssel sind mit einer speziellen mathematischen Funktion verbunden.

Dein öffentlicher Schlüssel ist nicht wie ein Hausschlüssel, da er im Internet auf einem Schlüsselserver gespeichert wird. Die Leute können ihn so herunterladen und ihn benutzen, wenn sie dir verschlüsselte E-Mails verschicken. Man kann sich den Schlüsselserver wie ein Telefonbuch vorstellen, wo Leute, die dir eine Verschlüsselte E-Mail schicken möchten, deinen öffentlichen Schlüssel herunterladen können.

Dein privater Schlüssel ist eher wie ein Hausschlüssel, weil ihn niemand außer dir besitzen darf. Der private Schlüssel wird eingesetzt, wenn du E-Mails entschlüsselst.

Schritt 2.aErstelle ein Schlüsselpaar

Wähle im Menü deines E-Mail-Programmes OpenPGP → Setup Wizard. Du musst den Text nicht lesen, wenn du nicht willst, aber es ist eine gute Idee bei späteren Schritten den Text zu lesen.

Im zweiten Schritt, mit dem Titel "Unterschreiben", wähle "Nein, ich möchte in Empfängerregeln festlegen, wann unterschrieben werden soll."

Nutze die Standard-Optionen, bis du am Schritt "Schlüssel erzeugen" angelangt bist.

Beim Schritt namens "Schlüssel erzeugen", solltest du ein starkes Passwort verwenden. Vergesse es nicht, sonst ist diese gesamte Arbeit umsonst!

Das Programm wird einige Minuten brauchen während es den nächsten Schritt ausführt. Während du wartest, solltest du etwas anderes mit deinem Computer tun, wie einen Film anschauen oder im Internet surfen. Je mehr du deinen Computer nutzt, desto schneller wird der Schlüssel generiert.

Wenn der Schritt zur Bestätigung kommt, klicke auf Zertifikat generieren und speichere es auf einem sicheren Ort (wir empfehlen ein externen Datenträger). Du wirst mehr über dieses Zertifikat in Sektion 5 lernen.

Probleme?

Ich kann das OpenPGP-Menü nicht finden.
In vielen neuen E-Mail-Programmen wird das Hauptmenü durch drei horizontale Streifen dargestellt. OpenPGP könnte in einer Sektion namens Tools sein.
Der assistent kann GnuPG nicht finden.
Öffne das Programm, das du benutzt um Software zu installieren, suche GnuPG und installiere es. Starte dann den Assistenten unter OpenPGP → OpenPGP-Assistent neu.

Schritt 2.bLade den öffentlichen Schlüssel auf den Schlüsselserver hoch

Wähle OpenPGP → Schlüsselverwaltung im Menü aus.

Mache einen Rechtsklick auf deinen Schlüssel und klicke dan auf Öffentlichen Schlüssel Hochladen. Nutze den voreingestellten Schlüsselserver im Pop-up.

Jetzt kann jemand, der dir eine verschlüsselte Nachricht übermitteln möchte, deinen Schlüssel vom Internet herunterladen.

Probleme?

Der Fortschrittsbalken hört nie auf.
Schließe das Pop-Up, überprüfe deine Internetverbindung und probiere es noch einmal. Wenn das nicht funktioniert, versuche es noch einmal und wähle einen anderen Schlüsselserver.
Mein Schlüssel erscheint nicht in der Liste.
Klicke auf das Feld "Standardmäßig alle Schlüssel anzeigen"

GnuPG, OpenPGP, was?

Du nutzt ein Programm namens GnuPG, im Menü steht aber OpenPGP. Missverständlich, oder? Die Begriffe GnuPG, GPG, GNU Privacy Guard, OpenPGP und PGP werden oft verwendet, um das gleiche zu bezeichnen, sie haben aber leicht unterschiedliche Bedeutungen.

#3 Probiere es aus!

Jetzt wirst du mit einem Programm namens Edward kommunizieren, das weiß, wie man E-Mails verschlüsselt. Das ist so, als würdest du mit einer echten Person kommunizieren.

Schritt 3.aSchicke Edward deinen öffentlichen Schlüssel

Dies ist ein spezieller Schritt, den du nicht machen musst, wenn du mit echten Menschen kommunizierst. Im Menü deines E-Mail programms, gehe auf OpenPGP → Schlüsselverwaltung. Du solltest deinen Schlüssel in der Liste sehen. Klicke auf deinen Schlüssel mit der rechten Maustaste und wähle dann Öffentliche Schlüssel per E-Mail senden. Dies erstellt eine neue Nachricht, so als hättest du auf Schreiben gedrückt.

Schreibe die Nachricht an edward-de@fsf.org. Schreibe mindestens ein Wort in den Betreff und in den Körper der E-Mail und klicke auf Senden.

Es könnte sein, dass Edward einige Minuten braucht, um zurückzuschreiben. Lese derweil die Sektion Nutze es richtig. Gehe weiter zum nächsten Schritt, wenn sie geantwortet hat. Ab hier tust du das gleiche wie wenn du mit einer normalen Person kommunizierst.

Schritt 3.bSende eine Verschlüsselte E-Mail

Schreibe eine E-Mail an edward-de@fsf.org. Schreibe "Verschlüsselungstest" oder etwas ähnliches in den Betreff und schreibe irgendetwas in den Text der Nachricht. Schicke sie noch nicht ab.

Klicke auf das Icon mit dem Schlüssel am unteren Rand des Fensters (er sollte gelb werden). Das sagt Enigmail, dass die E-Mail verschlüsselt werden soll.

Drücke auf Senden. Es sollte eine Meldung kommen, auf der steht "Nicht gefundene Empfänger".

Um Edward verschlüsselte E-Mails zu senden, benötigst du ihren öffentlichen Schlüssel, also muss Enigmail ihn jetzt vom einem Schlüsselserver herunterladen. Klicke auf Fehlende Schlüssel herunterladen und klicke auf den ersten (in dem "der freundliche E-Mail-Roboter" in der Benutzer-ID steht, dan klicke auf OK.

Jetzt bist du zurück am "Nicht gefundene Empfänger"-Dialog. Jetzt musst du auf OK klicken. Sollte die E-Mail nicht automatisch versendet werden, dann kannst du jetzt auf Senden drücken.

Probleme?

Enigmail kann Edwards Schlüssel nicht finden.
Schließe alle Pop-Ups die seitdem du geklickt hast aufgetreten sind. Vergewissere dich, dass du mit dem Internet verbunden bist und versuche es nochmal. Wenn dies nicht funktioniert, wähle einen anderen Schlüsselserver aus.

Wichtig: Der Betreff wird nicht verschlüsselt

Auch wenn du die E-Mail verschlüsselst, ist der Betreff nicht verschlüsselt, also solltest du dort keine privaten Informationen hineinschreiben. Die Sender- und Empfängeradressen sind ebenfalls unverschlüsselt (woher sollte sonst das Programm sonst wissen, wohin die E-Mail geht?).

Schritt 3.c Empfange eine Antwort

Wenn Edward deine E-Mail empfangen hat, entschlüsselt er sie mit ihrem privaten Schlüssel. Dann wird er deinen öffentlichen Schlüssel von einem Schlüsselserver holen und ihn verwenden um die Antwort zu verschlüsseln.

Da du die E-Mail mit Edwards öffentlichen Schlüssel verschlüsselt hast, braucht man Edwards privaten Schlüssel um die E-Mail zu entschlüsseln. Nur Edward besitzt den privaten Schlüssel, aslo kann niemand außer ihr — nicht einmal du — die E-Mail entschlüsseln..

Edward braucht einige Minuten um zu antworten. In der zwischenzeit wäre es eine gute Idee, die Sektion Nutze es richtig zu lesen.

Wenn du Edwards E-Mail bekommen und geöffnet hast, stellt Enigmail automatisch fest, dass sie mit deinem öffentlichen Schlüssel verschlüsselt wurde und entschlüsselt dann die E-Mail mit deinem privaten Schlüssel.

Beachte die Leiste die über der Nachricht erscheint mit Informationen über Edwards Schlüssel.

#4 Verwende das Web of Trust

E-Mail-Verschlüsselung ist zwar eine leistungsfähige Technologie, hat aber eine Schwäche: sie braucht eine Möglichkeit um überprüfen zu können, ob die Schlüssel tatsächlich der angegebenen Person gehören. Ansonsten gäbe es keine Art und Weise einen Angreifer davon abzuhalten, Schlüssel mit dem namen deines Freundes zu erstellen und dich glauben zu lassen, er sei dein Freund. Also wurden Signaturen und das Web of Trust erfunden.

Wenn du den Schlüssel von jemandem signierst, dann sagst du öffentlich, dass du glaubst, dass der Schlüssel tatsächlich dieser Person gehört und nicht einem Angreifer. Man kann sehen, wer deinen Schlüssel signiert hast. Wenn du GnuPG einige Jahre lang verwendet hast, kannst du hunderte Signaturen haben. Die Web of Trust ist eine Konstellation aller GnuPG-Nutzer, die durch Signaturenketten zu einem Netz verbunden sind. Je mehr signaturen ein Schlüssel hat, desto vertrauenswürdiger ist er.

Öffentliche Schlüssel werden normalerweiße mit einer 8-stelligen Schlüssel-ID wie 92AB3FF7 (für Edwards Schlüssel) identifiziert. Du kannst deine Schlüssel-ID in OpenPGP → Key Management im Menü deines E-Mail-Programms sehen. Auf diese Schlüssel-ID sollte man sich jedoch nicht vollständig verlassen, da es Schlüssel geben kann, die die gleiche Schlüssel-ID besitzen.

Es ist einie gute Idee, deine Schlüssel-ID zu verbreiten, sodass Leute einfacher deinen Schlüssel auf dem Schlüsselserver finden können. Du wirst auch öffentliche Schlüssel finden, die mit dem Fingerabdruck identifiziert werden, welcher eine wesentlich längere Zahlenfolge ist, wie DD878C06E8C2BEDDD4A440D3E573346992AB3FF7. Die Schlüssel-ID besteht nur aus den letzten 8 Stellen des Fingerabdrucks. Dieser Fingerabdruck ist tatsächlich einzigartig.

Schritt 4.aSigniere einen Schlüssel

In deinen E-Mail-Programm, gehe zu OpenPGP → Schlüsselverwaltung.

Klicke mit der rechten Maustaste auf Edwards öffentlichen Schlüssel und wähle jetzt Unterschreiben.

In dem Fenster was erscheint, wähle "Keine Antwort" und klicke auf OK.

Wähle Edwards Schlüssel aus der Liste aus und gehe dann auf Schlüsselserver → Schlüssel Hochladen und klicke auf OK.

Du hast gerade gesagt, dass du darauf vertraust, dass Edwards Schlüssel tatsächlich Edward gehört. Dies bedeutet wenig, da Edward keine echte Person ist, ist aber eine gute Praxis.

Wichtig: Überprüfe die Identität der Leute, deren Schlüssel du signierst.

Bevor du einen Schlüssel signierst, überprüfe die Identität des Eigentümers, am besten an einem Ausweis. Hierfür sollte man sich am besten persönlich treffen. Du solltest auf die Frage, wie gut du die Identität überprüft hast, immer mit "Keine Antwort" antworten, da diese Frage wenig nutzen hat und viel mehr Informationen über deine Sozialen Kontakte liefert als normale signaturen.

#5 Nutze es richtig

Jeder nutzt GnuPG auf seine Art und Weise, es ist aber wichtig einige einfache Praktiken zu befolgen. Wenn du sie nicht befolgst riskierst du deine eigene Privatsphäre und die deiner Kommunikationspartner. Außerdem beschädigst du die Web of Trust.

Wann sollte ich verschlüsseln?

Je mehr du verschlüsselst, desto besser. Wenn du nur E-Mails hin und wieder verschlüsselt, könnte jede verschlüsselte Nachricht aufmerksamer von den Geheimdiensten verfolgt werden. Wenn alle oder die meisten deiner Nachrichten verschlüsselt sind, wissen die Überwacher nicht, ow sie anfangen sollen.

Das heißt nicht, dass nur einige Nachrichten zu verschlüsseln sinnlos ist -- Es ist ein guter Start und macht massiver Überwachung schwieriger.

Wichtig: Nimm dich vor ungültigen Schlüsseln in Acht!

GnuPG macht E-Mails sicherer, es ist aber wichtig für ungültige Schlüssel Ausschau zu halten. E-Mails, die mit ungültigen Schlüsseln verschlüsselt wurden könnten von Überwachungsprogrammen gelesen werden.

Gehe in deinem E-Mail-Programm zurück zur zweiten E-Mail, die dir Edward gesendet hat. Weil sie mit ihrem Schlüssel verschlüsselt wurde, gibt es oben eine Leiste die sagt, dass die E-Mail verschlüsselt ist.

Gewöhne es dir an, dass du auf diese Leiste schaust. Enigmail wird dich warnen, wenn E-Mails mit ungültigen Schlüsseln verschlüsselt wurden.

Speichere dein Widerrufszertifikat an einem sichren Ort.

Kopiere das Widerrufszertifikat auf das sicherste Speichermedium was du hast. Das ideale wäre ein Flash-Speicher, der an einem sicheren Ort aufbewahrt wird.

Sollte dein privater Schlüssel gestohlen werden oder verloren gehen, benötigst du dieses Zertifikat.

Wichtig: Reagiere schnell, wenn jemand deinen Privaten Schlüssel bekommt!

Wenn du deinen privaten Schlüssel verlierst (z.B. jemand klaut deinen Computer) ist es wichtig ihn sofort zu annulieren bevor ihn jemand benutzt, um deine E-Mails zu lesen. Wie dies geht wird in dieser Anleitung nicht beschrieben, du kannst dies aber im Handbuch von GnuPG nachlesen.

Mache deinen öffentlichen Schlüssel zu einem Teil deiner Online-Identität.

Füge erst einmal deine Schlüssel-ID zu deiner E-Mail-Signatur hinzu, schriebe dann E-Mails an mindestens fünf deiner Freunde, in denen steht, dass du gerade GnuPG installiert hast und deine Schlüssel-ID. Vergesse nicht, dass es eine tolle Infographik gibt, die du mit deinen Freunden teilen kannst.

Schreibe deine Schlüssel-ID überall hin, wo jemand deine E-Mail-Adresse sehen könnte: deine Profile auf sozialen Netzwerken, Blogs, Websiten oder Visitenkarten. Wir müssen unsere Kultur so verändern, dass wir glauben, dass etwas fehlt, wenn wir eine E-Mail-Adresse ohne eine Schlüssel-ID sehen.